Der Archipel liegt inmitten des
Indischen Ozeans, etwa 1600 km südwestlich von
Indien, 500 km südlich der
Malediven sowie etwa 1900 km östlich der
Seychellen. Die Inselgruppe besteht aus zahlreichen
Atollen, von denen
einige komplett vom Meer überspült sind, andere lediglich
bei Flut. Größtes Objekt ist die Great Chagos Bank, ein gewaltiger Komplex aus
Korallenriffen
mit atoll-artiger Struktur, die eine Fläche von über
12.000 km² einnimmt. Dahingegen ist die Landfläche aller
Inseln des Archipels mit 63,17 km² vergleichsweise gering.
Größte Insel ist die Hauptinsel des Atolls
Diego Garcia mit etwa 27 km² Fläche.
Der Chagos-Archipel ist eines der am
besten geschützten tropischen Inselsysteme. Die Inseln
bieten Lebensraum für viele Arten, vor allem für Seevögel.
Insgesamt wies Birdlife International zehn
Important Bird Areas (IBA), einschließlich das
Barton Point Reserve auf Diego Garcia aus,
welches die weltweit größte Population von Rotfußtölpeln
(Sula sula) beheimatet.
Folgende Atolle und Inseln gehören
zum Chagos-Archipel (von Norden nach Süden):
Geschichte
Der Archipel wurde 1544 von dem
Spanier Diego García de Moguer bei einer Expedition
für die portugiesische Krone entdeckt, war zuvor jedoch
schon den Maledivern bekannt. Ende des 17. Jahrhunderts
beanspruchte
Frankreich die Inselgruppe für sich und besiedelte - von
Réunion und
Mauritius aus - die Inseln. Am 27. April 1786 erhob
Großbritannien seinen Anspruch auf die Chagos-Inseln,
erhielt jedoch erst 1814 die Hoheit und ordnete sie
administrativ zuerst den Seychellen, später (1903) Mauritius
zu. Nach der mauritischen Unabhängigkeit 1968 wurde der
Archipel zum „Britischen Territorium im Indischen Ozean“,
wird jedoch auch von Mauritius und den Seychellen
beansprucht. In Analogie zu Mauritius und den Seychellen
haben sich trotz britischer Hoheit noch heute vielfach die
französischen Inselnamen behauptet.
Vom 18. Jahrhundert bis zum Jahr
1971 waren die folgenden drei Atolle des Chagos-Archipels
besiedelt:
Diego Garcia,
Egmont Islands,
Peros Banhos und
Salomon. Die Einwohner – die Chagossianer oder
auch Îlois – wurden zwangsumgesiedelt, um die
Inselgruppe menschenleer dem US-amerikanischen Militär
übergeben zu können. Die heute etwa 5500 Nachfahren der
Îlois leben in Mauritius, auf den Seychellen und in
Großbritannien.
1998 erhoben die Îlois vor einem
britischen Gericht eine Klage auf Entschädigung und das
Recht auf Rückkehr. Im Jahr 2000 erklärte der High Court
of Justice die Deportationen für illegal und gestand den
Deportierten das Recht auf Rückkehr zu, was aber folgenlos
blieb.
Im Jahr 2004 erließ Königin
Elisabeth II. namens der Regierung eine
Order-in-Council, die die Îlois aus ihrer Heimat
verbannt. Im Mai 2006 erklärte das High Court of Justice
diese Order-in-Council aus dem Jahr 2004 aber für
rechtswidrig. Dies wiederum wurde von der Regierung
angefochten und an den Court of Appeal weitergezogen.
Im Mai 2007 entschied der Court of Appeal zugunsten der
Îlois. Die britische Regierung legte gegen das Urteil
wiederum Berufung ein.
Am 22. Oktober 2008 gab das House
of Lords der britischen Regierung recht und verbot die
Rückkehr der Einwohner auf die Insel. Dagegen wurde Klage
beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
erhoben. Ende 2012 entschied der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte, dass aufgrund einer 1982 erfolgten
abschließenden Einigung zur Wiedergutmachung zwischen den
Chagosianern und der britischen Regierung der Opferstatus
der Chagosianer entfallen ist. Deswegen und weil die
britischen Gerichte den Chagosianern bereits Rechtsschutz
gewährt haben, hat der Gerichtshof die Klage nach Art. 35
EMRK abgewiesen. Im Dezember 2010 haben die Chagossianer
Klage beim Ständigen Schiedshof in Den Haag gegen das
Vereinigte Königreich eingereicht.
Im April 2006 konnte eine Gruppe von
100 Chagossianern auf Kosten des British Foreign Office
den Chagos-Archipel besuchen.
Im April 2012 wurde eine
internationale Petition an die Vereinigten Staaten
eingereicht, um das Weiße Haus darum zu bitten, den Fall der
Chagossianer zu überprüfen. Eine offizielle Antwort wurde
auf der Petitionsseite des Weißen Hauses veröffentlicht.
Darin wird die Zuständigkeit für den Fall der Chagossianer
an das Vereinigte Königreich verwiesen. Im November 2009
startete eine Gruppe von 9 britischen Naturschutz- und
Wissenschaftsorganisationen eine Kampagne zur
Unterschutzstellung der Korallenriffe des Archipels. Das
dabei vorgesehene geschützte Riffgebiet hätte eine Fläche
von 554.000 km², was es zum weltgrößten marinen Schutzgebiet
machen würde.
Flora und
Fauna
Der Chagos-Archipel ist eines der am
besten geschützten tropischen Inselsysteme. Die Inseln
bieten Lebensraum für viele Arten, vor allem für Seevögel.
Insgesamt wies Birdlife
International zehn Important Bird Areas (IBA),
einschließlich das Barton Point Reserve auf
Diego
Garcia aus, welches die weltweit größte Population von
Rotfußtölpeln (Sula sula) beheimatet.