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Diego Garcia
Diego
Garcia ist nach der
Landfläche das größte
Atoll der
Tschagosinseln, der den letzten verbliebenen Teil des
Britischen Territoriums im Indischen Ozean darstellt.
Die gleichnamige Hauptinsel des Atolls ist die größte
Einzelinsel des Archipels.
Das Atoll liegt rund 750 Kilometer
südlich der Insel
Gan, welche die südlichste Insel der
Malediven ist; etwa 1800 Kilometer östlich der
Seychellen. Diego Garcia befindet sich auf einem
Mittelozeanischen Rücken, dem
Zentralen-Indischen-Rücken, mitten im
Indischen Ozean.
Die höchste Erhebung der Insel liegt
20 Meter über dem Meeresspiegel, der Höhendurchschnitt
beträgt allerdings nur 1,2 Meter. Die Insel hat eine Fläche
von rund 27 km² und eine Küstenlinie von ungefähr
69 Kilometern.
Neben der Hauptinsel Diego Garcia,
die hufeisenförmig einen nahezu geschlossenen Atollring
bildet, gibt es drei kleine Inseln an der 6,4 km breiten
Öffnung im Norden:
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West Island (3,4 ha)
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Middle Island (6 ha)
-
East Island (11,75 ha)
Die
USA haben die Insel bis zum Jahr 2016 gepachtet und
nutzen sie ausschließlich militärisch beziehungsweise
geheimdienstlich. Die strategisch günstige Lage zwischen
Afrika,
Australien,
Indien und der
Arabischen Halbinsel macht die Insel für diese Nutzung
interessant. Im Zuge der militärischen Nutzung wurde ein
Flugplatz mit einer 3659 Meter langen Start- und Landebahn
angelegt (IATA-Code NKW / ICAO-Code FJDG).
Daneben befindet sich ein kleiner Hafen auf dieser Insel.
Ebenfalls
aufgrund dieser Nutzung werden dort ein Mittelwellen- (1485
AM), zwei Ultrakurzwelle-Radiosender (Power 99 FM und
101.9 FM) und drei Fernsehsender (Island 8, Newsports 10 und
Tropical 12) betrieben. Alle Arten der Anbindung (weitere
Fernseh- und Radiosender, Telefon und Internet) werden über
Satellit abgewickelt. Die dazugehörige Bodenstation wird von
Cable and Wireless Diego Garcia betrieben. Auch im Ausland
zu empfangen ist der Kurzwellensender American Forces
Network auf den Frequenzen 12759 kHz oder 4319 kHz im
oberen Seitenband. Auch in Mitteleuropa wird von
Kurzwellenhörern gelegentlich ein Empfang von AFN gemeldet.
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Militärische Nutzung
Geschichte
Ab Ende der 1960er Jahre wurde auf der Insel ein
gemeinsamer Militärstützpunkt Großbritanniens und der USA angelegt, auf
dem normalerweise etwa 1700 Mitglieder der Streitkräfte und 2000 zivile
Mitarbeiter stationiert sind. Zwischen 1966 und 1976 schlossen die
beiden Regierungen drei Verträge ab, die die Nutzung regeln. 1973 nahm
auf der Insel der US-Geheimdienst NSA einen Horchposten in Betrieb, um
die Bewegungen sowjetischer Kriegsschiffe zu überwachen. Strategisch
diente die Insel der Kontrolle und nötigenfalls der Bekämpfung des
Schiffsverkehrs der Sowjetunion und des damals mit ihr verbündeten
Indien im
Indischen Ozean.
Es war geplant, ab 1993 vier Northrop-B-2-Bomber
auf Diego Garcia zu stationieren. Erst im Zuge der Operation
Enduring Freedom 2001 wurden einige Northrop-B-2-Bomber nach Diego
Garcia verlegt. Die geplante Stärke von vier Maschinen wurde allerdings
erst 2004 erreicht. Hierfür wurden vier goldfarbene Kuppeln errichtet;
hierbei handelt es sich um Extra Large Deployable Aircraft Hangar
Systems (ehemals: B-2 Shelter Program oder B-2 Shelter
System), die für die Wartung der B-2 benötigt werden.
Bei den US-amerikanischen Militäraktionen in der
Golfregion (Zweiter und Dritter Golfkrieg sowie den Einsätzen in
Afghanistan nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA)
wurden von Diego Garcia aus Bombenangriffe geflogen.
Im August 2003 wurde bekannt, dass auf Diego
Garcia ein Gefangenenlager nach dem Vorbild von
Guantánamo Bay auf
Kuba
angelegt wurde. Der Washington Post zufolge wurden in dem kaum
bekannten Lager mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen gefangen gehalten. Bis
zur zufälligen Enttarnung des Lagers handelte es sich anders als bei
Guantánamo um ein komplett geheim gehaltenes Lager.
Die US-Soldaten auf Diego Garcia waren die
einzigen Menschen, die 2004 auf die Warnung der US-Wetterbehörde vor dem
großen Tsunami rechtzeitig reagierten und entsprechende Vorkehrungen
trafen, nachdem die Flutwelle bereits Teile Südostasiens erreicht und
zerstört hatte.
Aktueller
Stand
Großbritannien plant, die militärische Basis
wieder stärker zu nutzen, obwohl von den rund 3.250 auf Diego Garcia
stationierten Soldaten (2010) nur 50 den britischen Streitkräften
angehören. Des Weiteren wurde im März 2010 ein Schifffahrtunternehmen
damit beauftragt, 192 BLU-116-Sprengköpfe zu liefern. Darüber hinaus ist
noch eine Vielzahl von Joint-Direct-Attack-Munition für die US Air Force
geliefert worden. Dies wurde bereits im Januar 2010 durch einen Vertrag
mit einem aus Florida stammenden Schifffahrtunternehmen beschlossen, das
für die Ausführung des Transports 699.500 US-Dollar erhalten haben soll.
Die Einrichtungen werden von der US Navy und der
US Air Force gemeinsam genutzt. Der US Navy dient Diego Garcia unter
anderem als Stützpunkt für Schiffsverbände zur Versorgung von
Marineeinheiten sowie zum Transport von Militärgerät für Bodentruppen.
Die US Air Force hat dort Einheiten mit Langstreckenbombern
(hauptsächlich Boeing B-52-Bomber sowie Boeing KC-135 Stratotanker zur
Luftbetankung) und AWACS-Flugzeuge stationiert.
Im Frühjahr 2007 wurde berichtet, dass die
US-Streitkräfte auf Diego Garcia einen U-Boot-Hafen bauen, von dem aus
umgebaute Atom-U-Boote kleinere U-Boote für gezielte, schnell
vorgetragene und durchgeführte Kommandounternehmen küstennah absetzen
können. Von Diego Garcia aus sind etwa der
Iran oder
auch Pakistan
in relativ kurzer Zeit zu erreichen.
Im März 2010 wurde
berichtet, dass die Ausrüstung im Jahre 2010 deutlich aufgestockt und
mit der Aufrüstung von Diego Garcia begonnen würde.Im April 2010 gab
Großbritannien die Gründung eines Meeresschutzgebietes für das gesamte
Chagos-Archipel bekannt. Die militärische Nutzung durch die USA kann bis
mindestens 2036 aufrechterhalten werden.