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Die Wüste Negev
Die Wüste Negev, auch Negeb,
(hebräisch: נגב 'Süden (Israels)', Südland; arabisch النقب an-Naqb)
nimmt mit etwa 12.000 km² rund 60 Prozent des Staates
Israel
ein. Es leben jedoch nur knapp zehn Prozent der Bevölkerung in diesem
Gebiet. Der Negev wird im Westen von der ägyptisch-israelischen Grenze
und dem
Gazastreifen, im Osten von der Arava-Senke
und im Norden von der Linie Gaza−En
Gedi am
Toten Meer begrenzt.
Im Norden und Westen ist der Negev als staubige
und teilweise lössbedeckte Ebene ausgebildet, im Süden zeigt er sich
jedoch wesentlich abwechslungsreicher und ist von Gebirgen, Tälern und
Erosionskratern durchzogen. Wenn es im Winter und Frühjahr zu
Regenfällen kommt, verwandeln sich die ausgetrockneten Wadis in
Sturzbäche, und die Wüste erblüht für kurze Zeit. Höchster Berg ist der
Har
Ramon mit
1.035 m ü. NN. Etwa 25
km nördlich von Eilat liegt der Nationalpark
Timna, das Gebiet der antiken (3000 v. Chr.), noch bis ins 20.
Jahrhundert ausgebeuteten Kupferminen.
Die Negevwüste ist ein Teil des Wüstengürtels,
der sich vom
Atlantischen Ozean bis nach
Indien
erstreckt und der klimatologisch betrachtet wegen der Existenz der Hadley-Zelle entsteht.
Im nördlichen Negev beträgt die jährliche
Niederschlagsmenge noch 350–400 mm. Diese Niederschlagsmenge ermöglicht
die Existenz von weitläufigen gepflanzten Nadelwäldern, die zu den
größten in Israel zählen. Die Niederschlagsmenge bei Be'er Sheva beträgt
bereits 200 mm jährlich. Zwischen Be'er Sheva und
Sde Boker ist das Landschaftsbild von einer Trockensteppe geprägt,
südlich davon beginnt eine Extremwüste. Eilat
erhält jährlich ca. 30 mm Regen, mit starken jährlichen Schwankungen. So
sind niederschlagslose Jahre keine Seltenheit.
Niederschläge im Negev haben zwei
Entstehungsmöglichkeiten: Entweder wird der Regen von den südlichen
Ausläufern einer über dem Mittelmeer herziehenden Front generiert (nur
in den Wintermonaten), oder von einem Tiefdruckkeil vom
Roten
Meer, der auch in den Übergangsjahreszeiten zum Teil heftige
Gewitter verursachen kann (selten). In Eilat ist die zweite
Regenvariante die übliche, während in Be'er Sheva die Erste von
Bedeutung ist.
Bevölkerung
Der Negev wurde vor 4000 - 7000 Jahren nachweislich
zuerst von Nomaden bewohnt. Durch die Ankunft der Nabatäer
im 4. Jahrhundert v. Chr. und deren Entwicklung und Ausbau der
Bewässerungssysteme konnten sich mindestens fünf städtische Zentren
entwickeln. Die Nabatäer schöpften ihren Wohlstand vornehmlich aus der
Kontrolle des Handels von Gewürzen, Weihrauch und Myrrhe zwischen ihrer
Hauptstadt Petra und den Mittelmeerhäfen.
Das Römische Reich beanspruchte ab
106 das Gebiet des Negev für sich, wobei das Leben und die Kultur der
nomadischen Stämme - wie auch woanders im Römischen Reich üblich - wenig
beeinflusst wurden. Unter byzantinischer Herrschaft wurde im 4. Jahrhundert
das Christentum eingeführt. Außerdem wuchs die Bevölkerung durch eine
zunehmende Umstellung auf Ackerbau drastisch an.
Der Großteil der inzwischen nur noch halb-nomadisch
lebenden
Beduinen ist während des Palästinakrieges von 1948 geflohen oder wurde vertrieben. Im Folgenden
wurde ein großer Teil des Negev staatliches bzw. militärisches Gebiet und
die Beduinen wurden auf ein Reservat-ähnliches Gebiet im Nordosten des Negev
umgesiedelt, welches lediglich 10% der Fläche des Negev ausmacht.
Seit den 60er Jahren versucht die israelische
Regierung sowohl verstärkt jüdische Siedler - insbesondere englischsprachige
Einwanderer - anzusiedeln, als auch die verbleibende beduinische Bevölkerung
in teils dafür gegründete Städte umzusiedeln. Um juristisch gegen die
nomadisch lebende Bevölkerung vorgehen zu können, wurde 1950 im Namen des
Umweltschutzes das Grasen von Viehherden - die Beduinen züchteten seit
Jahrhunderten insbesondere Ziegenherden in dieser Region - in großen Teilen
des Negev verboten. Heute wird der größte Teil des Negev von den
israelischen Streitkräften genutzt.
Städte
Die größte Stadt des Dreiecks ist Be'er Scheva, die Hauptstadt des Distrikts Negev (etwa 190.000
Einwohner). Etwa in der Mitte des Negev liegt Mitzpe Ramon am Rand des Kraters
Maktesch Ramon. Die südliche Spitze endet in den Städten Eilat, auf
israelischer und Aqaba auf jordanischer Seite. Südöstlich von Be'er Sheva liegt die Stadt
Dimona mit
dem israelischen Versuchsreaktor.
Nutzung
Schon seit der Gründung des Staates
Israel wird
an der Verwirklichung des Traums gearbeitet, die Wüste in fruchtbares Land
zu verwandeln. Der bekannteste Vertreter dieser Idee war
David Ben Gurion (erster Ministerpräsident Israels), der selbst in einen
Kibbuz zog, um an der Besiedlung der Wüste mitzuwirken.
Innovative landwirtschaftliche Methoden, wie die auf
antike Vorbilder aufbauende
Sturzwasserlandwirtschaft, werden im Negev entwickelt, erprobt und
angewendet. Das Nationale Israelische Solarforschungsinstitut und das
Israelische Wüstenforschungszentrum der Ben-Gurion-Universität des
Negev in Sede Boker gehören zu den weltweit führenden in ihrem
Bereich.
Ein aufstrebender Wirtschaftszweig des Negev ist
erstaunlicherweise die Fischzucht. So wird fossiles
Brackwasser in künstliche Teiche gepumpt. Die Ausbeuten sind wegen des
wüstenhaften Klimas äußerst ertragreich und der Wirtschaftszweig hat sich
als sehr profitabel erwiesen. Das leicht salzhaltige fossile Brackwasser hat
sich auch für die Bewässerung von speziell für diese Bedingungen gezüchteten
Früchten und Gemüsesorten als geeignet erwiesen. Viele in Europa bekannte
israelische Landwirtschaftserzeugnisse stammen aus der Wüste, auch deshalb,
weil das ganzjährig milde Klima einen Exportvorsprung ermöglicht.
Der Negev beherbergt einige wichtige Rohstofflager.
Große Phosphatlagerstätten werden intensiv abgebaut und für den Export
verarbeitet. Mehrere Großbetriebe der Schwerindustrie beschäftigen tausende
von Arbeitern. So wird im Negev beispielsweise das vom
Toten Meer
gewonnene Bromid weiterverarbeitet.
Der Tourismus spielt ebenfalls eine wichtige Rolle
in der wirtschaftlichen Nutzung dieser Wüste. Die extreme Vielfalt der
Negevwüste und die relativ kurzen Distanzen werden von vielen in- und
ausländischen Touristen geschätzt, sodass sich das Gebiet touristisch
ständig weiterentwickelt.
Auch viele Neueinwanderer, vor allem aus der
ehemaligen
Sowjetunion und aus
Äthiopien,
wurden in den letzten Jahren gezielt dort angesiedelt. Insgesamt leben circa
600.000 Menschen im Gebiet des Negev.
Weitläufige Gebiete der Negevwüste sind
ausschließlich für die militärische Nutzung vorgesehen. Die wichtigsten
Militärflugplätze Israels konzentrieren sich in dieser Region und
Truppenübungen sowie Raketentests werden vor allem dort durchgeführt.
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Quellen
Bildnachweis
Weblinks