Britisches Territorium im Indischen Ozean
Das Britische Territorium im
Indischen Ozean (engl.: British Indian Ocean
Territory) ist ein
Britisches Überseegebiet, das heute nur noch die
Tschagosinseln umfasst.
Der
Archipel besteht aus sechs
Atollen
mit rund 60 größtenteils unbewohnten kleinen Inseln. Es
liegt bei
6° 0′ S,
71° 30′ O.
Die Inseln erstrecken sich über ein Seegebiet
von 54.400 Quadratkilometern. Alle Inseln zusammen haben
eine Fläche von 60 Quadratkilometern.
Die größte Insel ist
Diego Garcia im gleichnamigen Atoll.
Die übrigen Atolle sind die
Geschichte
Die Inselgruppe steht seit 1814
unter britischer Hoheit.
Nach der Unabhängigkeit von
Mauritius 1965 wurden die Atolle
Aldabra,
Farquhar und
Desroche von der
Kronkolonie
Seychellen abgespalten und gemeinsam mit den
Tschagosinseln zum Britischen
Territorium im Indischen Ozean erkoren. 1976, nach der
Unabhängigkeit der Seychellen, wurden Aldabra, Farquhar und
Desroche zurückgegeben, sodass einzig der Chagos-Archipel im
Territorium verblieb.
1966 erwarb Großbritannien die in
Privatbesitz befindlichen Kopra-Plantagen und verpachtete
den gesamten Archipel für fünfzig Jahre an die USA; in der
Folge wurden die etwa 1.200 Einwohner nach Mauritius und auf
die Seychellen zwangsumgesiedelt. Die US-Amerikaner
errichteten ab 1971 auf der größten Insel
Diego Garcia einen Militärstützpunkt, der zum
Sperrgebiet erklärt wurde.
Von den sechs Atollen des Archipels
darf nur das
Salomon-Atoll, das nördlichste auf 5,3 Grad südlicher
Breite, besucht werden. Es besteht aus zehn kleinen Inseln,
von denen Boddam mit 800 × 150 Meter die größte ist. Bis
1965 wohnten hier etwa 400 Einheimische.
Die ehemaligen Inselbewohner kämpfen
bis heute vor britischen Gerichten um ihr Recht auf
Rückkehr. 1998 erhoben die Îlois vor einem britischen
Gericht eine Klage auf Entschädigung und das Recht auf
Rückkehr. Im Jahr 2000 erklärte der High Court of
Justice die Deportationen für illegal und gestand den
Deportierten das Recht auf Rückkehr zu, was aber folgenlos
blieb. Im Jahr 2004 erließ Königin Elisabeth II. namens der
Regierung eine Order-in-Council, die die
Chagossianer aus ihrer Heimat verbannt. Im Mai 2006 erklärte
das High Court of Justice diese Order-in-Council aus dem
Jahr 2004 aber für rechtswidrig. Dies wiederum wurde von der
Regierung angefochten und an den Court of Appeal
verwiesen. Im Mai 2007 entschied der Court of Appeal
zugunsten der Îlois. Die britische Regierung legte gegen das
Urteil wiederum Berufung ein. Am 22. Oktober 2008 gab das
House of Lords der britischen Regierung recht und
verbot die Rückkehr der Einwohner auf die Insel. Dagegen
wurde Klage beim Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte erhoben. Ende 2012 entschied der
Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass er keine
Jurisdiktion über die Sache der Chagossianer habe. Anfang
2013 haben die Chagossianer Klage beim UN-Tribunal
in Den Haag gegen das Vereinigte Königreich eingereicht.
Im April 2006 konnte eine Gruppe von
100 Chagossianern auf Kosten des British Foreign Office
den Chagos-Archipel besuchen.
Im April 2012 wurde eine
internationale Petition an die Vereinigten Staaten
eingereicht, um das Weiße Haus darum zu bitten, den Fall der
Chagossianer zu überprüfen. Eine offizielle Antwort wurde
auf der Petitionsseite des Weißen Hauses veröffentlicht.
Darin wird die Zuständigkeit für den Fall der Chagossianer
an das Vereinigte Königreich verwiesen.
Politik
Das Territorium wird von einem
Kommissar (Commissioner) und einem Verwalter
(Administrator) im Außenministerium des
Vereinigten Königreiches in London verwaltet. Da die
Bevölkerung nur aus Militär des Vereinigten Königreiches und
der USA besteht, gibt es keine Wahlen und keine
Zivilverwaltung auf den Inseln.
Wirtschaft
Das größte Atoll Diego Garcia ist
bis 2016 an die USA verpachtet, die es ausschließlich
militärisch beziehungsweise geheimdienstlich nutzen. Da fast
nur US-Militär stationiert ist, ist der US-Dollar die
Währung. Briefmarken werden dennoch in
Britischen Pfund ausgegeben.
Obwohl das Territorium praktisch nur
aus einem Militärstützpunkt besteht, erscheint es in der
offiziellen
Handelsbilanz von Osttimor seit 2008 als neuntgrößtes
Ziel von osttimoresischen Ausfuhren. 2009 exportierte der
südostasiatische Staat 250 Tonnen Kaffee im Wert von 142.000
US-Dollar in das Britische Territorium im Indischen
Ozean.
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