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Bodenerosion

Bodenerosion ist die übermäßige Erosion von Böden, verursacht durch unsachgemäße menschliche Landnutzung, zum Beispiel Entfernung der schützenden Vegetation durch Überweidung oder Abholzung, sowie zu kurze Brachezeiten. Besonders problematisch ist hierbei der Verlust des Oberbodens, das heißt des fruchtbarsten und landwirtschaftlich bedeutendsten Teils der Böden.

Bodenerosion erfolgt im Wesentlichen durch abfließendes Niederschlagswasser oder durch Wind.

Anhaltende Bodenerosion hat zunächst eine Verschlechterung der Qualität des Bodens (Bodendegradation) zur Folge. Seit 1945 summiert sich die von Bodendegradation betroffene Fläche auf weltweit mehr als 1,2 Milliarden Hektar – das entspricht der gemeinsamen Landfläche von China und Indien.

Die Degradation kann schließlich bis zum vollständigen Verlust der landwirtschaftlichen Nutzbarkeit des Bodens führen (Bodendevastierung). Es wird geschätzt, dass sich der Verlust von Oberboden durch Erosion pro Jahr weltweit auf etwa 23 bis 26 Milliarden Tonnen beläuft (im Schnitt 14 bis 16 Tonnen pro Hektar und Jahr). Das entspricht einem jährlichen Verlust von nicht ganz einem Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Böden.

Bodenerosion ist ein Problem mit weitreichenden ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen. Daher wurden weltweit verschiedene Bodenschutzmaßnahmen eingeleitet, die das Problem jedoch bislang nicht vollständig beseitigen konnten.

Folgen

Die potentiellen gesellschaftlichen Folgen von Bodenerosion und der damit verbundene Verlust fruchtbarer Böden verdeutlichen unter anderem die Migrationsbewegungen, die in den USA in den 1930er Jahren während der Dust Bowl und in der afrikanischen Sahelzone in den 1970er Jahren stattfanden sowie aktuell im Amazonasbecken stattfinden. Die Dust Bowl-States im mittleren Westen der USA haben ihren Namen von großen Winderosionsereignissen und den damit einhergegangenen Staubstürmen der 1930er Jahre. Infolge der Dust Bowl mussten zehntausende Farmer ihre Betriebe aufgeben. Auf der Suche nach Arbeit zogen sie teilweise bis nach Kalifornien, wo sie in Auffanglagern untergebracht und Ausbeutung und Hunger ausgesetzt waren. Der Soil Conservation Service, die staatliche Bodenschutzorganisation der USA, wurde in Reaktion auf dieses Ereignis gegründet und somit die Grundlage für die Erosionsforschung gelegt. Auf deren Planung hin wurde ab 1935 der Great Plains Shelterbelt angelegt, ein 100 Meilen breiter Baumgürtel von der Nord- bis zur Südgrenze der USA als Schutz vor Wind und übermäßiger Verdunstung.

Doch bereits lange vorher lösten Menschen durch unsachgemäße Landnutzung immer wieder Bodenerosion aus, mit oft schwerwiegenden Folgen:

  • Umfangreiche Erosion nach Abholzung der Wälder auf den Hügeln im Umland Athens gefährdete bereits 590 v. Chr. die Versorgung der Stadt mit Nahrungsmitteln, so dass der Staatsmann Solon vorschlug, das Pflügen steiler Hänge zu verbieten. Zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431-404 v. Chr.) kamen ein Drittel bis drei Viertel der in den Städten des griechischen Stammlandes verbrauchten Nahrungsmittel aus Ägypten oder Sizilien.
  • In Latium im Italien der Antike trugen Abholzung und intensiver Ackerbau auf den Hügeln der Campagna Romana dazu bei, dass sich die bis dahin landwirtschaftlich hochproduktive Pontinische Ebene um 200 v. Chr. in einen Sumpf verwandelt hatte, in der sich die malaria­übertragende Anophelesmücke stark ausbreitete.
  • Die Stadt Antiochia gehörte zu den größten und reichsten Städten des römisch besetzten Syriens und in ihrem Umland lagen hunderte von Dörfern und kleinen Städten. In den 1970er Jahren waren nur noch sieben Dörfer bewohnt. Die Ruinen von Antiochia waren bis zu ihrer Freilegung im Rahmen von Ausgrabungen unter bis zu 8 Metern Boden begraben, der weiter nördlich im Hochland zuvor erodiert worden war. Die Türschwellen antiker Ruinen in diesem Hochland liegen heute ein bis zwei Meter oberhalb nackten Felsens, was zeigt, wie viel Boden dort verlorengegangen sein muss.
  • Im Zuge des sogenannten Magdalenenhochwassers im Juli 1342 erfuhr Mitteleuropa historisch einmalig hohe Bodenerosionsraten. Starke, auf eine Vb-Wetterlage zurückgehende Regenfälle führten zu einem extrem hohen Oberflächenabfluss (geschätzt bis zu 50- bis 100-mal mehr als während der Regenfälle, die zum Oderhochwasser 1997 führten). Berechnungen zufolge wurden während dieses Ereignisses in Deutschland 13 Milliarden Tonnen Ackerboden in höher gelegenen Gebieten abgeschwemmt und die Oberfläche der Ackerböden der betroffenen Gegenden in wenigen Tagen durchschnittlich um 5 Zentimeter tiefer gelegt. Ganze Regionen wurden durch die dabei entstandenen Schluchtensysteme unbewohnbar. Diese Schluchten können heute noch in der Landschaft identifiziert werden. Als Ursache für diese Katastrophe werden neben dem Starkregen im Juli 1342 das starke Frühjahrshochwasser ebendieses Jahres sowie regenarme Perioden im Frühsommer vermutet, durch die die Böden besonders anfällig für Erosion waren. Zudem ermöglichte erst die im Vorfeld Jahrhundertelang in Mitteleuropa fortwährend betriebene Umwandlung von Wald in Ackerland ein so effektives Angreifen der Erosion auf einer so großen Fläche. Durch weitere extreme Wetterereignisse wurde die Bodenoberfläche der landwirtschaftlich genutzten Gebiete im 14. Jahrhundert insgesamt um durchschnittlich 10 Zentimeter tiefer gelegt.

Bodenerosion in Europa

Mehr als die Hälfte der Flächen in Europa sind in unterschiedlichem Maße durch Wassererosion geschädigt. Etwa ein Fünftel der Flächen ist durch Winderosion geschädigt, insbesondere in Südosteuropa.

  • In Nord- und Nordwesteuropa ist die Bodenerosion vergleichsweise gering, weil der Regen auf meist sanfte Hänge niedergeht und über das ganze Jahr hinweg gleichmäßig verteilt ist. Infolgedessen ist die von Erosion betroffene Fläche recht klein. In den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark gilt die Wassererosion insbesondere wegen ihres erheblichen Beitrags zur Phosphorbelastung der Gewässer als Hauptproblem. In Island sind die Erosionsraten wegen des strengeren Klimas deutlich höher, weshalb dort bereits 1907 eine Bodenschutzbehörde (Landgræðsla ríkisins) gegründet wurde.
  • Im Mittelmeerraum folgen auf längere Trockenperioden oft starke Niederschläge, die insbesondere an relativ steilen Hängen erhebliche Erosionsschäden verursachen können. Hierbei wird die Auswaschung von Tonpartikeln und somit der „Kittsubstanz“ zwischen größeren Bodenpartikeln durch hohe Natrium­konzentrationen im Boden (ein Maß unter anderem für anthropogene Bodenversalzung) begünstigt, was den erosiven Effekt der Starkregenfälle auf die Böden deutlich erhöht. Ähnliches gilt für Regionen mit vergleichbarem Klima in anderen Regionen der Erde.

Globale Karte zur Darstellung der Anfälligkeit für Wassererosion

Globale Karte zur Darstellung der Anfälligkeit für Wassererosion

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Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis