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Transnistrien

Brücke bei Bender in Transnistrien

Transnistrien (rumänisch Transnistria), in der Eigenbezeichnung Pridnestrowische Moldauische Republik (kurz Pridnestrowien oder PMR; russisch Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika oder kurz Pridnestrowje), ist ein hauptsächlich östlich des Flusses Dnister gelegenes, stabilisiertes De-facto-Regime. Auf dem vollständig innerhalb der Grenzen der Republik Moldau gelegenen Gebiet leben rund eine halbe Million Menschen.

Die Republik entstand zwischen 1990 und 1992 beim Zerfall der Sowjetunion im mittlerweile „eingefrorenenTransnistrien-Konflikt durch Sezession von der Republik Moldau. Sie ist seit 1990 faktisch von der Zentralregierung in Chișinău unabhängig und verfügt unter anderem über eine eigene Regierung, Währung, Verwaltung und Militär. Bislang erkennt allerdings kein anderer Staat und keine internationale Organisation das Gebiet als souveränen Staat an. Völkerrechtlich wird die Region daher bis heute als Teil der Republik Moldau betrachtet. Transnistrien ist deshalb Gründungsmitglied der Gemeinschaft nicht-anerkannter Staaten, zu denen die ebenfalls umstrittenen Regionen Arzach, Abchasien und Südossetien gehören, welche sich wechselseitig in ihren jeweiligen Souveränitätsbestrebungen unterstützen.

Das Land steht unter entscheidendem russischen Einfluss, so sind beispielsweise 1200 bis 1400 Soldaten der Soldaten der russischen Streitkräfte im Land stationiert.

Приднестровская Молдавская Республика
Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika (russisch)
Република Молдовеняскэ Нистрянэ
Republica Moldovenească Nistreană (moldauisch)
Придністровська Молдавська Республіка
Prydnistrowska Moldawska Respublika (ukrainisch)

Pridnestrowische Moldauische Republik

 
Flagge der Republik Moldau#Transnistrien
Wappen Transnistriens
Flagge Wappen
De‑facto‑RegimeGebiet
ist völkerrechtlich Teil der
Republik Moldau
Amtssprache Russisch, Moldauisch, Ukrainisch
Hauptstadt Tiraspol
Regierungsform Präsidialrepublik
Fläche 3.567 km²
Einwohnerzahl 475.665 (2015)
Bevölkerungsdichte 133 Einwohner pro km²
Währung 1 Transnistrischer Rubel = 100 Kopeken
Gründung 2. September 1990
Nationalhymne Hymne Transnistriens
Zeitzone OEZ (UTC+2)
Kfz-Kennzeichen PMR
ISO 3166 nicht zugeteilt manchmal ersatzweise: PMR
Telefonvorwahl +373

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ec/Transnistria_in_Europe_%28zoomed%29.svg/561px-Transnistria_in_Europe_%28zoomed%29.svg.png
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Landesname

Von der transnistrischen Regierung wird die Bezeichnung „Pridnestrowien“ gegenüber dem Namen „Transnistrien“ bevorzugt und wird so in der deutschsprachigen Ausgabe von Radio PMR verwendet.

Der Name Pridnestrowien ist als „Land am Dnestr“ zu verstehen (pri = an, bei) und bezieht sich auch explizit auf die russische Namensform (Dnestr) des Flusses Dnister (rum. Nistru, ukr. Дністер/Dnister, russ. Днестр/Dnestr). Die Bezeichnung „Transnistrien“ hingegen impliziert eine Lage „jenseits“ des Flusses. Ein weiterer Grund ist die Verwendung des Begriffs durch die Behörden während der rumänischen Besetzung des Gebiets im Zweiten Weltkrieg. Im Deutschen wird überwiegend von „Transnistrien“ gesprochen. Selten ist auch die Form „Dnestr-Republik“ anzutreffen.

In einem Erlass der transnistrischen Regierung vom 29. November 2000 wurde die Schreibweise von Land und Zentralbank in lateinischer Schrift festgelegt: Pridnestrovskaia Moldavskaia Respublika (PMR) und Pridnestrovskii Respublikanskii Bank (PRB). Es handelt sich aber nur um die russischen Namen, die moldauischen Namen werden dabei ausgeschlossen. In diesem Zusammenhang untersagt der Erlass theoretisch die weitere Verwendung der Bezeichnungen, die „Transnistrien“ enthalten. Die Abkürzung PMR für Transnistrien ist lokal sehr gebräuchlich.

Geographie

Die Fläche der Transnistrischen Moldauischen Republik umfasst je nach Definition 3567 oder 4163 Quadratkilometer, was 10,5 % oder 12,3 % der Fläche Moldaus entspricht. Flächenmäßig ist Transnistrien größer als Luxemburg. Die Länge von Nordwest nach Südost beträgt 202 Kilometer.



Transnistrien liegt im Flachland, circa 50 bis 200 Meter über dem Meeresspiegel, zwischen dem Territorium Moldaus im Westen und der Ukraine im Osten, entlang des östlichen Dnisterufers. Die Hauptstadt Tiraspol hat etwa 150.000 Einwohner und liegt im Süden des Landes, etwa zwischen Odessa (100 Kilometer) und Chișinău (70 Kilometer). Westlich des Dnisters liegen die Stadt Bendery und einige Vororte sowie die Ortschaft Kizkany nahe Slobodseja. Einige Dörfer im transnistrischen Rajon Dubossary östlich des Dnister stehen unter Kontrolle der moldauischen Regierung, werden jedoch von Transnistrien beansprucht wie auch die westlich des Dnister gelegenen, von der moldauischen Regierung kontrollierten Orte Varnița und Copanca.  

Die wichtigsten Städte Transnistriens neben der Hauptstadt Tiraspol sind Bendery, Rybniza und Dubossary. Der Großteil der Bevölkerung lebt in den südlichen Rajonen mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Tiraspol, Bendery, Slobodseja und einige Umlandsgemeinden bilden zusammen eine Agglomeration von knapp 350.000 Einwohnern und damit den mit Abstand größten urbanen Raum des Landes, auf den sich der Großteil der Wirtschaft konzentriert.

Der nächstgelegene internationale Flughafen (KIV) befindet sich außerhalb Transnistriens bei Chișinău, 60 Kilometer nordwestlich von Tiraspol. In Tiraspol existiert ein Militärflugplatz, der für den Personenverkehr ausgebaut werden soll.

Bevölkerung

Bei der Volkszählung im November 2004 wurden rund 555.000 Einwohner gezählt, die sich aus etwa 31,9 % Moldauern, 30,3 % Russen und 28,9 % Ukrainern zusammensetzen. Dazu kommen Minderheiten wie Bulgaren (2,5 %), Juden, Armenier, Tataren, Gagausen und Weißrussen. Seit Ende des Krieges von 1992 nahm der prozentuale Bevölkerungsanteil der Russen zu, während die Bevölkerungszahl ebenso wie in Moldau sank.

Nach der sowjetischen Volkszählung von 1989 lebten in diesem Gebiet noch etwa 700.000 Menschen, davon 39,9 % Moldauer, 25,5 % Russen und 28,3 % Ukrainer. Der Anteil der jeweiligen Bevölkerungsgruppen schwankt von Region zu Region. So identifizierten sich im Norden des Landes, in der Region um Kamenka, nur 6,9 % der Bewohner als Russen, in Giska dagegen 61 %. Bulgaren machen landesweit nur 2,5 % der Bevölkerung aus, in der Ortschaft Parcani aber rund 80 %. Die meisten Bewohner besitzen neben der transnistrischen eine oder mehrere andere Staatsbürgerschaften, zumeist die moldauische oder russische, häufig auch beide.

Seit der De-facto-Unabhängigkeit des Landes bildet sich immer mehr eine eigene „transnistrische Identität“ heraus, die unabhängig von der ethnischen Herkunft definiert ist.

Sprache

Gemäß der transnistrischen Verfassung gibt es drei Amtssprachen, die zumindest de jure gleichberechtigt sind: Russisch, Ukrainisch und Moldauisch.

Im Alltag ist Russisch die mit weitem Abstand verbreitetste Sprache und dominiert im öffentlichen Leben, im Mediensektor und der Politik deutlich. Begünstigt wird die Dominanz des Russischen auch durch dessen Status als Weltsprache und das somit große Angebot an Medien, Filmen, Büchern und Internetangeboten aus dem Ausland. Als einzige der drei Amtssprachen wird Russisch auch fast durchgängig von allen Bevölkerungsgruppen gesprochen und verstanden; in ethnisch gemischten Gebieten dient es daher automatisch als Verkehrssprache.

Es gibt allerdings Schulen in allen drei Amtssprachen, und der staatliche Fernsehsender Perwy Pridnestrowski sendet auch Programme in ukrainischer und moldauischer Sprache. An transnistrischen Schulen muss neben Russisch mindestens eine weitere Amtssprache des Landes gelernt werden, also Moldauisch oder Ukrainisch. Während in den größeren Städten Transnistriens im Alltag hauptsächlich Russisch zu hören ist, sind Ukrainisch und Moldauisch/Rumänisch auf dem Land weit verbreitet. Auch offizielle Dokumente und Amtsgespräche können in allen drei Sprachen angefordert werden, wenngleich dies in der Praxis aber oft an mangelnden Sprachkenntnissen von Beamten scheitert.

Religionen

Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum orthodoxen Christentum, einigen Umfragen zufolge bezeichnen sich etwa 90 % der Bevölkerung als christlich-orthodox. Bedingt durch die antireligiöse Politik der Sowjetunion ist ein großer Teil der Bevölkerung religiös nicht praktizierend. Viele Bewohner Transnistriens sind auch Atheisten.

Es gibt auch eine katholische Minderheit, die, je nach Schätzung, bis zu 4 % der Bevölkerung umfasst. Sie ist besonders im Norden des Landes vertreten, es handelt sich häufig um Personen polnischer Abstammung. Die Baptisten in Transnistrien sind in 25 Ortsgemeinden mit rund 4000 Mitgliedern zusammengeschlossen.

Eine große Rolle spielte in der Vergangenheit die bedeutende jüdische Gemeinde in Transnistrien. Juden waren insbesondere in den Städten Bendery und Tiraspol stark vertreten, wo sie zeitweise mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausmachten. Die Juden in Transnistrien wurden während der deutsch-rumänischen Besatzung durch den Holocaust größtenteils ermordet. Die Mehrheit der verbliebenen Juden wanderte nach dem Zerfall der Sowjetunion aus. Bei der transnistrischen Volkszählung 2004 gaben noch 1259 Personen „jüdisch“ als Herkunft an, was 0,23 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Inoffizielle Schätzungen beziffern diese Zahl allerdings als etwas höher. Es gibt im Land noch vier aktive Synagogen.

Wirtschaft

In Transnistrien befindet sich der Großteil der Industrie der ehemaligen moldauischen Sowjetrepublik. Im Gegensatz zum überwiegend agrarisch geprägten restlichen Moldau (Bessarabien) ist die transnistrische Wirtschaft von großen Industriebetrieben abhängig, die in der Sowjetzeit angesiedelt wurden. Viele der Produkte sind auf den Export ausgerichtet, Stahlplatten, Maschinen für die Gussproduktion, Kabelprodukte, große Elektromaschinen, Niederspannungsgeräte, elektroisolierende Stoffe, Pumpen, Zement, Möbel, Baumwollstoffe, Schuhe, Nähprodukte, Wein und Weinbrand. Eine wichtige Sparte ist auch die Rüstungsindustrie, die sich aus den früher sowjetischen Betrieben der Region entwickelte. In Dubossary und Dnestrowsk existieren zwei große Kraftwerke.

Da Russland in Transnistrien eine befreundete Region sieht, erhält dieses russisches Erdgas erheblich vergünstigt (für 240 US-Dollar je 1000 Kubikmeter; (Stand: 2012). Dies entlastet die kleine Republik.

Währung

1994 wurde in Transnistrien eine eigene Währung eingeführt, der Transnistrische Rubel. 2000 wurde der Rubel denominiert (1.000.000:1) und neue Banknoten und Münzen in Umlauf gebracht. Die Währung wird außerhalb Transnistriens nicht anerkannt und ist nur eingeschränkt konvertierbar. Anfang 2012 wurde bekannt, dass Transnistrien in Zukunft den Russischen Rubel einführen möchte, im Februar 2013 wurde dem Parlament ein entsprechender Gesetzesentwurf vorgelegt.

Im Mai 2015 wurden zum 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg zwei neue Banknoten herausgegeben. Die Scheine zu einem und zehn transnistrischen Rubeln zeigen einen sowjetischen Orden mit Hammer und Sichel an einem Sankt-Georgs-Band.

Ein Euro entspricht nach offiziellem Wechselkurs 18,325 PMR-Rubel (Stand 1. Juli 2019).

Handelsbilanz

Den Exporten von 579,7 Millionen US-Dollar standen 2005 Importe von 855,8 Millionen USD gegenüber. Wichtigste Handelspartner sind die GUS-Staaten, besonders Russland und die Ukraine. Knapp ein Viertel des transnistrischen Exports geht in die EU.

Das Land ist auf finanzielle Hilfe aus Russland angewiesen. 

Tourismus

Außer einem bescheidenen Tagestourismus nach Tiraspol und Umgebung hat sich bisher kein nennenswerter Tourismus entwickelt. Das Land bemüht sich allerdings sehr um die Hebung des Tourismus. In diesem Zusammenhang wurde im Mai 2017 in Tiraspol das erste Touristeninformationsbüro eröffnet.


Siehe auchSiehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis