Der Herdvorgang (auch Herdprozess
oder Herdmechanismus) beschreibt den Ablauf des Geschehens,
das einem
Erdbeben zu Grunde liegt. Der Beginn des Herdvorgangs wird als
Herdzeit (engl.: origin time) bezeichnet. Der
Erdbebenherd befindet sich im
Erdinneren und umfasst die gesamte involvierte Herdfläche,
während das
Hypozentrum den Anfangspunkt des Bruchvorganges (also im Moment
der Herdzeit) beschreibt und das Epizentrum den Punkt der
Erdoberfläche bezeichnet, der sich senkrecht darüber befindet.
Was an der Herdfläche geschieht, wird durch
die „elastic rebound theory“ (dt: Theorie des elastischen
Rückschlags) von Reid beschrieben:
Zwei Gesteinspartien (das können
Bruchschollen oder auch Kontinentalplatten sein) bewegen sich
gegeneinander. Dabei wird im Grenzbereich der beiden Blöcke
mechanische Spannung aufgebaut.
Übersteigt die aufgebaute Spannung die
Festigkeit des Gesteins, kommt es zum Bruch, der den Herdvorgang an
sich darstellt. Dabei entlädt sich die aufgebaute mechanische
Anspannung, indem sich die Gesteinspartien unmittelbar an der
Bruchfläche, der Herdfläche, plötzlich gegeneinander bewegen
und damit eine
Verwerfung
erzeugen. Die Strecke der Verschiebung gegeneinander wird Versatz
genannt. Durch diese plötzliche Bewegung werden
seismische Wellen ausgelöst, die sich radial von der Bruchfläche
ausgehend ausbreiten. Ein Erdbebenherd kann nur in der
Erdkruste liegen, da nur hier das Gestein spröde genug ist, dass
es brechen kann.
Die Ausbreitung der Erdbebenwellen wird
dabei von Orientierung der Herdfläche im Raum, der Dauer und der
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Bruches beeinflusst. Dieser Prozess
und dessen zeitlicher Verlauf stellen den Herdvorgang dar.