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Steuerparadies
Als Steuerparadies oder Steueroase (englisch
tax haven,
tax shelter oder
tax exile) werden
Staaten
oder Gebiete bezeichnet, die keine oder besonders niedrige Steuern
auf Einkommen oder Vermögen erheben und dadurch als Wohnsitz für
Personen bzw. als Standort für Unternehmen steuerlich attraktiv sind.
Es gibt viele Möglichkeiten, die eigene Steuerlast mittels Nutzung von
Steueroasen zu verringern. Allen gemeinsam ist das Ziel, Einkommen, das
in Hochsteuerländern erzielt wird, nicht dort versteuern zu müssen.
Viele der als Steueroasen geltenden Länder gehören zum
Commonwealth; viele von ihnen waren früher britische Kolonien.
Allein auf den
Britischen Jungferninseln sind eine halbe Million Firmen registriert.
– bei einer Einwohnerzahl von ca. 33.000.
Charakteristika
Wichtig für eine Steueroase sind
Rechtssicherheit und die politische Stabilität, durch die die Sicherheit
des angelegten Kapitals gewährleistet wird, wobei Good
Governance („Gute Regierungsführung”, das heißt effiziente
Verwaltungsstrukturen und wenig Korruption) und niedrige Steuersätze die
Wahrscheinlichkeit von zuströmendem Geld maßgeblich bestimmt. Ein
Bankgeheimnis kann Bestandteil der Rechtslage sein.
Oft können in Steueroasen mangels
dokumentierender Formvorschriften für Rechtsgeschäfte Kapital und
Unternehmensanteile einfach und intransparent verschoben werden.
Steueroasen sind in den meisten Fällen kleine
Länder, die im Verhältnis zu den dort stattfindenden finanziellen
Transaktionen und dem vorhandenen Kapital eine geringe
Wirtschaftsaktivität aufweisen und über eine wenig regulierte
Wirtschaftspolitik verfügen.
In diesen Ländern gibt es – oft nur auf
Offshore-Business spezialisierte – Rechtsdienstleister, die Firmen und
Privaten systematisch helfen, ihr Vermögen nicht in ihrem Heimatland zu
veranlagen oder die Herkunft zu verschleiern. Die Rechtsdienstleister
helfen dabei (z. B. durch Re-Invoicing, Redomiciliation, Anonymisierung,
Briefkastenfirmen und Vintage Companies oder auch durch Rückdatieren von
Dokumenten) Steuern zu vermeiden oder Schwarzgeld bzw. Schmiergeld zu
verstecken.
Bei Steueroasen handelt es sich oft
um ehemalige britische Kolonien, um aktuelle
Überseegebiete
Großbritanniens, aber auch um Länder wie
Panama
oder
Liechtenstein. Auch Länder, die aufgrund ihrer Rohstoffexporte hohe
Einnahmen erzielen (beispielsweise
Bahrain),
erheben oft keine oder sehr niedrige Steuern. Typisch für Steueroasen
ist eine hohe Anzahl von Briefkastenfirmen.
Innerhalb Europas rangieren beim
Schattenfinanzindex die
Schweiz,
Luxemburg und
Deutschland in der
Spitzengruppe.
Problematik von Steueroasen
Kontrovers wird bei Steueroasen gesehen, dass
sie größere Staaten in einen Wettbewerb um niedrige Steuern verwickeln.
Staaten versuchen ein komplexes Gemeinwesen aufrechtzuerhalten, sowie
eine Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und damit Maßnahmen zu
treffen, die für ein reibungsloses Funktionieren des Wirtschaftslebens
und damit der Weltwirtschaft unverzichtbar sind. Die NGO Tax
Justice Network schätzt die durch Offshore-Finanzplätze
entgangenen Steuereinnahmen auf weltweit etwa 255 Milliarden
Dollar pro Jahr. Die entgangenen Steuereinnahmen der USA werden
auf etwa 70 Milliarden Dollar geschätzt.
Eine Studie des Tax Justice Network
von 2012 zeigt, dass Superreiche einen großen Teil des Vermögens in
Steueroasen unterbringen. Eine konservative Schätzung geht davon aus,
dass 21 Billionen Dollar in Steueroasen untergebracht
sind, 9,8 Billionen allein von den weltweit Top 100.000 Vermögenden.
In der Folge führe dies gegenüber der
Besteuerung versteckte Vermögen zu einer massiven Unterbewertung der
Vermögenswerte in den jeweiligen Ländern. Tatsächlich wären ohne diesen
Vorgang wohl die meisten Länder Gläubiger und nicht Schuldner.