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Krustenbewegung

Als Erdkrusten- oder kurz Krustenbewegungen werden in den Geowissenschaften, insbesondere in Geodäsie und Geodynamik, messtechnisch oder geologisch nachweisbare Bewegungen von Teilen der festen Erdkruste bezeichnet. Sie können rezent (aktiv, aktuell feststellbar) sein oder auch fossil (d. h. seit langem abgeklungen) sein.

Die räumliche und zeitliche Erstreckung solcher Bewegungen kann sehr verschieden sein. Die meisten Bewegungen laufen kontinuierlich und überwiegend horizontal ab, typischerweise mit Bewegungsraten von einigen mm bis cm pro Jahr. Doch sind im Gefolge von Erdbeben auch plötzliche oder stufenweise Versetzungen bis in den Meterbereich möglich.

Sehr rasche, aber lokale Hang- und Gesteinsbewegungen (Bergsturz, Mure) und Bodenfließen sind keine Krustenbewegungen, weil davon nur die obersten Bereiche der Erdkruste betroffen sind. Auch wenn solche Ereignisse durch Erdbeben ausgelöst werden können, handelt es sich doch um Erscheinungsformen, die den Oberbegriffen Verwitterung und Erosion zuzuordnen sind. Im geodynamischen Sinn werden sie auch als „Massenbewegungen“ bezeichnet.

Viele Krustenbewegungen sind die Folge überregionaler Bewegungen durch die globale Plattentektonik. Sie zeigen sich meist an den Rändern der Kontinente und gehen mit Phasen der Orogenese einher.

Krustenbewegungen entlang geologischer Störungen

Lokale und regionale Krustenbewegungen erfolgen also meist entlang geologischer Störungen. Am Rande von Sedimentbecken verlaufen diese Störungslinien meist als sogenannte Brüche im nahen Untergrund, die sich aber manchmal bis zur Erdoberfläche „durchpausen“. Beckenränder zeichnen sich typischerweise sogar durch ganze Reihen paralleler Brüche (Staffelbrüche) aus, entlang derer der Beckengrund langsam absinkt und im Gegenzug mit Sedimenten aufgefüllt wird. Störungszonen in Sedimentbecken sind besonders interessant für die Erdölgeologie, da sie „Fallen“ bilden können, an denen sich die Kohlenwasserstoffe in abbauwürdigen Mengen ansammeln.

Regionale Krustenbewegungen hängen nicht selten mit einer Gebirgsbildung zusammen. In den alpidischen Faltengebirgen dauert diese z. B. noch immer an, mit Bewegungsraten bis zu einigen Millimetern pro Jahr. Eine wichtige, wiederholt in Bewegung befindliche Hauptverwerfung der Alpen ist zum Beispiel die Periadriatische Naht, die als 700 km lange Linienstruktur die geologische Grenze zwischen den Ost- und Südalpen bildet. Die Bewegungen an der Periadriatischen Naht verursachen häufige Erdbeben. Beim Erdbeben von Friaul 1976 fand dort eine merkliche Verschiebung von einigen Zentimetern statt.

Globale Plattentektonik

Erdkrustenbewegungen treten aber auch im globalen Maßstab auf, wo sie unter dem Begriff Plattentektonik zusammengefasst werden. Diese Verschiebungen betreffen ganze Kontinente oder größere Teile davon, tragen/trugen wesentlich zu den Gebirgsbildungen bei und sind damit auch die Ursache für viele regionale Krustenbewegungen. Plattentektonische Bewegungen laufen gleichmäßig ab – mit jährlichen Bewegungsraten von etwa 1 cm bis 20 cm – und können auch langsame Drehungen der Krustenteile beinhalten. Für Europa am wichtigsten ist die Kollisionszone der Afrikanischen Platte (einschließlich einiger Kleinplatten) mit der Eurasischen Platte, an der sich u. a. der Alpenbogen gebildet hat und die für viele Erdbeben in Südeuropa verantwortlich ist.


Siehe auch

Weblinks

Quellen