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Kaspisches Meer

Das Kaspische Meer (auch Kaspisee, aserbaidschanisch Xəzər dənizi, kasachisch Каспий теңізі, persisch دریای خزر / دریای مازندران, DMG Daryā-ye Ḫazar / Daryā-ye Māzandarān, russisch Каспийское море, turkmenisch Kaspi deňzi) ist der größte See der Erde. Der Salzsee liegt in Westasien und im äußersten Osteuropa ohne natürliche Verbindung zu den Ozeanen innerhalb der großen Aralo-Kaspischen Niederung. Im Norden grenzt er an Russland und Kasachstan, im Osten an Turkmenistan, im Süden an den Iran und im Westen an Aserbaidschan.

Das Kaspische Meer ist – je nach Definition – Teil der Grenze von Europa und Asien und zerteilt somit Eurasien in zwei Kontinente.

Das Kaspische Meer, das in einer weitläufigen und bis zu 1.023 m tiefen natürlichen Depression (Senke) liegt, befindet sich unter anderem zwischen dem trockenliegenden Teil der großen Kaspischen Senke im Norden, der Kasachensteppe im Nordosten, dem großen Tiefland von Turan im Osten, dem Elburs im Süden und dem Kaukasus im Westen. Aserbaidschan (Küstenlänge: ca. 800 km), Iran (Küstenlänge: 750 km), Kasachstan (Küstenlänge: 1894 km), Russland (Küstenlänge: ca. 960 km) und Turkmenistan (Küstenlänge: 1768 km) grenzen daran.

Die Fläche des Kaspischen Meeres beträgt 386.400 km², damit ist es die größte von Land umschlossene Wasserfläche der Erde beziehungsweise deren größter See. Die Fläche des Kaspischen Meeres entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und Belgien oder auch der Ostsee ohne das Kattegat. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km (im Mittel 300 km). Während der große Nordteil im Mittel nur etwa 6 m tief ist, beträgt seine tiefste Stelle im Süden 995 m. Weil seine Wasseroberfläche 28 m unter dem Meeresspiegel liegt, befindet sich dieses Tiefenmaximum 1023 m unter dem Meeresspiegel und ist damit die zweittiefste natürliche Depression der Erde nach dem Baikalsee, dessen Seegrund sich 1182 m unter dem Meeresspiegel befindet.

Das Kaspische Meer besitzt keine natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Es ist damit ein See und trägt die Bezeichnung „Meer“ nur aufgrund seiner Größe und des Salzgehalts des Wassers. Ein früher geläufiger Name war Kaspisee. Über die Wolga, den Wolga-Don-Kanal und den Don besteht aber eine schiffbare Verbindung über das Asowsche Meer zum Schwarzen Meer, über die Wolga, den Wolga-Ostsee-Kanal, Onegasee und die Newa zur Ostsee und vom Onegasee abzweigend über den Weißmeer-Ostsee-Kanal zum Weißen Meer.

Inseln

Im Kaspischen Meer befinden sich zahlreiche Inseln. Die meisten sind klein und unbesiedelt, aber es gibt auch einige besiedelte. Viele der Inseln nahe Aserbaidschan sind wegen ihrer Erdölvorkommen bedeutsam.

So hat die Bulla-Insel vor der Küste Aserbaidschans bedeutende Erdölvorkommen. Gleiches gilt für die Pirallahı-Insel. Hier fand die erste Ölbohrung im Kaspischen Meer statt und hier gab es auch einen der ersten Erdölfunde in Aserbaidschan.

Nargin, die größte Insel in der Baku-Bucht, ist ein früherer sowjetischer Militärstützpunkt. Aschūradeh liegt am östlichen Ende der Miankaleh-Halbinsel nordöstlich der Gorgan-Bucht nahe der Iranischen Küste. Aschūradeh wurde durch einen Kanal von der Halbinsel getrennt.

Verschiedene Inseln, speziell nahe Aserbaidschan, erlitten durch die Ölproduktion enorme Umweltschäden, beispielsweise Dasch Sirja, obwohl dort immer noch Robben leben.

Im Nordosten des Kaspischen Meeres liegen die Tjuleni-Inseln (Robbeninseln). Vor der Küste Dagestans liegen die Insel Tschetschen und die Robbeninsel. Einige Inseln liegen vor der Küste des Wolgadeltas und gehören zu Kalmückien und zur Oblast Astrachan, bzw. zum Gebiet Atyrau in Kasachstan.

Die Inseln, die zu Russland gehören, wie Werchni Oseredok, liegen in der Grenzzone der Russischen Föderation und können nicht betreten werden.

Änderungen im Wasserspiegel

Im 20. Jahrhundert ging die Wasserfläche von Anfang der 1930er Jahre bis in die 1980er Jahre dramatisch zurück; zu Beginn dieses Zeitraums soll die Seefläche etwa 420.000 km² groß gewesen sein. Das Absinken des Seespiegels vollzog sich vor allem in den Jahren 1930–1941 und 1970–1977 mit einer Geschwindigkeit von 16 beziehungsweise 14 cm pro Jahr, insgesamt um rund drei Meter, seit Beginn der Aufzeichnungen und seinem vorläufigen Höchststand 1896 sogar um 3,5 m.

Die Wassermassen, die dem See durch die Wolga, den Ural und die Kura zugeführt wurden, reichten damals nicht aus, um seinen Wasserinhalt aufrechtzuerhalten; die Wasserentnahme zu Bewässerungszwecken war an seinen wenigen Zuflüssen enorm groß und die Verdunstung, die auf der riesigen Wasserfläche entstand, ließ seinen Inhalt und damit seine Größe ständig schrumpfen. Mitverantwortlich war auch der Bau der großen Wolga-Staustufen, welche die Verdunstungsfläche der Wolga vergrößerten, so dass die Wolga als Hauptzufluss weniger Wasser einspeisen konnte.

Die Kara-Bogas-Bucht, eine ehemals sehr flache, aber große östliche Ausbuchtung des Kaspischen Meeres, wurde 1980 an der schmalsten Verbindungsstelle durch einen Damm abgeriegelt, weil in diesem trockenen, heißen Gebiet die Verdunstung besonders hoch war. Nach dem Dammbau kam es zur völligen Austrocknung der Lagune und zur Umwandlung in eine für die Umwelt gefährliche Salzwüste. Da der Einbau von Schleusen in den Jahren 1985–1991 die Situation nicht wesentlich verbesserte, wurde der Damm 1992 beseitigt.

Zwischen 1978 und 1994 stieg der Seespiegel anhaltend und intensiv mit einer jährlichen Rate von 14 cm bis 40 cm an. Das führte in dieser Zeit zu weiträumigen Überschwemmungen des Festlandes in einer Breite von 5–25 km und über eine Länge von 1500 km. Dadurch wurden 2 Millionen Hektar Land überflutet. Der Schaden wurde mit rund 12 Milliarden US-Dollar beziffert, eine Million Menschen waren betroffen.

Der Anstieg des Wasserspiegels um über zweieinhalb Meter[9] führte 1995 zu einem vorläufigen Maximum und stagniert seither, von geringen Änderungen abgesehen. Die Ursachen für die starken Schwankungen werden vielfach diskutiert. Die wahrscheinlichste Erklärung liegt in Änderungen der Wasserbilanz. Sie wird maßgeblich beeinflusst von der Wolga (sie ist für etwa 80 Prozent des Wasserfluss verantwortlich) und von den ausgedehnten Verdunstungsflächen v. a. im Norden und in der Kara-Bogas-Bucht.

Die statistisch signifikante Korrelation mit säkularen Veränderungen in der Entwässerung durch die Wolga wurde 1994 durch Rodionov untersucht. Die Wasserbilanz wird von zahlreichen weiteren Ursachen beeinflusst, die in den letzten 2500 Jahren für Schwankungen bis zu sechs Metern verantwortlich waren. Für Ramiz M. Mammedov vom geographischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Baku ist klar, dass von den drei Faktoren Geologie, Mensch, Klima der Faktor Klima die wichtigste Rolle spielt. Saisonale Pegelschwankungen von rund 40 cm werden in der Untersuchung der langfristigen Auswirkungen nicht einberechnet, sind aber bei der kurzfristigen Gefährdung küstennaher Industrieanlagen erheblich. Als weitere Faktoren zur Entwicklung der Wasserbilanz und ihren weiteren Auswirkungen werden genannt:

  • die Wasserentnahme durch den Menschen ist eher gering. Sie kann das Absinken des Meeresspiegels in den 70er Jahren erklären, nicht jedoch den äußerst schnellen Anstieg danach
  • Klimaveränderungen sind für den Rückgang des Pegels in den 1930er Jahren verantwortlich. Sie seien „eindeutig auf einen Rückgang der Winterniederschläge und die damit verbundene reduzierte Wassermenge der Wolga zurückzuführen“. Bei den Niederschlägen seien der relativ geringe direkte Eintrag ins Meer von klimatischen Einflüssen durch die Niederschläge im Einzugsgebiet aller Zuflüsse, hauptsächlich der Wolga, zu unterscheiden; der momentane Klimawandel bereite deshalb Grund zur Sorge, seine Auswirkungen auf das Kaspische Meer seien noch nicht hinreichend erforscht
  • die langfristigen Schwankungen der Großwetterlage werden durch die wechselnde Aktivität der Sonnenflecken beeinflusst, sowie durch Luftdruckveränderungen, die globale Veränderungen der Niederschlagsmengen im Bereich der kontinentalen Zuflüsse verursachen[8]
  • die zunehmende Verschmutzung der Meeresoberfläche insbesondere mit einem Ölfilm erschwert die Verdunstung erheblich und könne fatale Folgen für den Wasserkreislauf haben
  • Eine Erblast aus der Sowjetzeit der 50er Jahre bis in die 1990er Jahre seien 40 Atombombentests in der Region von Astrachan; dort seien tief im Untergrund Kavernen mit „riesigen“ Wasservorräten geöffnet worden, die sich ins Kaspische Meer entleeren. Die Daten zu den bisherigen und noch zu erwartenden Wassermengen sind noch immer geheim
  • die Plattenverschiebung in einer tektonisch aktiven Region, allerdings sei der Einfluss der Morphologie des Meeresbodens infolge eines Erdbebens von 10 bis 15 Prozent durch die horizontale Richtung sehr gering

Der Anstieg des Wasserspiegels hat die Anrainerstaaten vor die Notwendigkeit gestellt, die Siedlungen und Industrieanlagen in den überfluteten Gebieten zu schützen. Bedroht sind insbesondere die Gebiete intensiver Erdöl- und Erdgasförderung und die Industriedeponien mit Gefahrgut. Die Voraussage von 2002, die bis 2010 einen weiteren Anstieg um 2,30 m voraussagte, ist offensichtlich nicht eingetreten. Russische Hydrometeorologen, die sich an bekannten Daten der Klimageschichte orientieren, prognostizierten einen Anstieg bis 2050 um 4,5 bis 5 Meter, das würde besonders die Küstenebene Aserbaidschans betreffen. Allerdings sei das Zusammenwirken der vielen verschiedenen Faktoren für verlässliche Prognosen noch nicht ausreichend erforscht.

Bodenschätze

Unter dem Seeboden befinden sich insbesondere bei Baku sehr große Reserven an Erdöl und Erdgas. Geologen vermuten zwischen 15 und 50 Milliarden Barrel Erdöl auf dem Grund und an den Küsten des Kaspischen Meeres. Optimistische Schätzungen lauten auf bis zu 100 Milliarden Barrel, die einen Wert von fünf Billionen US-Dollar verkörpern sollen.

In der Kara-Bogas-Bucht wird Salz abgebaut.

Fauna

Im Norden, wo die beiden Hauptzuflüsse Wolga und Ural einmünden, ist der Salzgehalt nur sehr gering; in Richtung Süden, wo es kaum noch nennenswerte Zuflüsse gibt, steigt er an: Das Maximum fand sich mit über 30 % an den Salzlagerstätten in der Kara-Bogas-Bucht (Kara-Bogas-Gol) in Turkmenistan. Im Mittel beträgt der Salzgehalt 1,1 bis 1,3 % und liegt damit bei etwa einem Drittel der Konzentration in den Ozeanen.

Im Kaspischen Meer leben etwa 150 Fischarten, trotz des brackigen Wassers vor allem Süßwasserfische. Wirtschaftliche Bedeutung haben vor allem die verschiedenen Störe sowie zahlreiche zu Fischereizwecken eingeführte Fischarten. Eine kulinarische Spezialität des Kaspischen Meeres ist der Stör, von dem Kaviar gewonnen wird. Außerdem gibt es reichlich z. T. endemische Heringsverwandte und wilde Karpfen. Die Kaspische Robbe ist eine endemische Robbe des Kaspischen Meeres.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis