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Westliche Welt

Der Begriff westliche Welt kann, wie auch die oft synonym verwendeten Begriffe der Westen, westliche Hochkultur und Abendland (auch Okzident genannt) je nach Kontext verschiedene Bedeutungen haben.

Ursprünglich definierten diese Begriffe die westeuropäische Kultur, heutzutage wird er eher auf einen gemeinsamen Wertekanon (Individuelle Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit, Marktwirtschaft, Kapitalismus, Individualismus und Demokratie ) der Nationen in Europa und Nordamerika (die allerdings momentan auseinanderzudriften scheinen) bezogen.

Die Gesellschaftssysteme der westlichen Welt beruhen auf dem Wirtschaftssystem der Marktwirtschaft mit freier Lohnarbeit und sind historisch vom Christentum, neuzeitlich jedoch maßgeblich von der Aufklärung geprägt. Dazu gehören auch die sprachlich und kulturell eng verwandten früheren Kolonien in Lateinamerika und Ozeanien, deren ethnische Identität und dominierende Kultur von Europa abgeleitet wurden.

Die Definitionen von Westen unterscheiden sich je nach Zeit und Kontext.

Hellenisch

Die Griechen betrachteten die Perserkriege des frühen 5. Jahrhunderts v. Chr. als Konflikt zwischen Ost und West.

Römisches Reich

Der Mittelmeer-Raum wurde von den Römern vereint, aber es blieben Unterschiede zwischen der westlichen Hälfte des Reiches, in der hauptsächlich Latein gesprochen wurde, und der urbanisierten östlichen Hälfte, wo Griechisch die Lingua franca war. Im Jahre 286 teilte der römische Kaiser Diokletian das römische Reich in zwei Regionen auf. Die westliche Reichshälfte transformierte sich am Ende des 5. Jahrhunderts zu mehreren germanisch-romanischen Reichen, die die Grundlage für die weitere staatliche Entwicklung Westeuropas wurden. Das heute byzantinisch bezeichnete Kaisertum im Osten hielt sich bis zum Ende des Mittelalters.

Kalter Krieg

Während des Kalten Krieges entstand eine neue Definition. Die Erde wurde in drei „Welten“ aufgeteilt. Zur Ersten Welt, auch Westen genannt, gehörten die NATO-Mitglieder und andere Verbündete der USA. Die „Zweite Welt“ war der Ostblock unter dem Einfluss der Sowjetunion, zu dem auch die Länder des Warschauer Pakts gehörten. Die Dritte Welt bestand aus den blockfreien Staaten, darunter Indien, Jugoslawien und zeitweise China, obwohl die letzten beiden (Jugoslawien und China) wegen ihrer kommunistischen Ideologie in die Zweite Welt einzuordnen sind.

Nach dem Kalten Krieg

Heute unterscheiden sich die Menschen in ihren Definitionen der westlichen Welt und die verschiedenen Definitionen überlappen sich nur teilweise. Es gibt nicht-westliche Industrieländer, nicht alle westlichen Länder sind NATO-Mitglieder usw. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde der Begriff „Zweite Welt“ nicht mehr gebraucht und „Erste Welt“ bezog sich nun auf die demokratisch, finanziell und industriell entwickelten Länder, die zum größten Teil mit den USA verbündet waren. Als „Dritte Welt“ bezeichnete man nun die armen, nicht industrialisierten Entwicklungsländer. Der Begriff „westlich“ verlangt demnach also weniger eine geographische als eine kulturelle und ökonomische Definition.

  • Afrikanische Historiker können von westlichen Einflüssen durch europäische Staaten, die im Norden liegen, und dem westlichen Staat Südafrika im äußersten Süden sprechen.
  • Australien und Neuseeland sind englischsprachige, westliche Staaten, die südlich von Ostasien liegen.
  • Internationale Firmen aus den USA können als fremde Einflüsse in Europa betrachtet werden, aber als westlich bezeichnet werden, wenn ihre Präsenz in Asien gesehen (und manchmal kritisiert) wird.
  • Ökonomisch können die in Ostasien gelegenen Staaten Japan, Südkorea, Republik China (Taiwan) und Singapur sowie das Gebiet Hongkong als westlich oder Erste Welt angesehen werden, obwohl sie kulturell nicht-westlich bleiben.
  • Die ehemaligen Ostblock- und blockfreien Staaten in Europa (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien sowie die ehemaligen blockfreien jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien) haben sich durch ihre kulturellen und geschichtlichen Wurzeln sowie durch ihre heutige Außenpolitik den westlichen Ländern durch Beitritte zur NATO und/oder der EU angeschlossen.
Westliche Welt nach der Definition von Samuel P. Huntington
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Bipolare Staatenwelt in der Phase des Kalten Krieges
mit der westlichen Welt (blau) und dem Ostblock (rot und orange)
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/9b/Cold_War_Map_1980.svg/320px-Cold_War_Map_1980.svg.png
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Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
Abbildung von 1789*
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„Erste Welt“ und OECD

Da der Begriff „westliche Welt“ keine verbindliche internationale Definition besitzt, benutzen Regierungen für internationale Verträge andere Definitionen.

„Westliche Welt“ ist oft gleichbedeutend mit „Erste Welt“, um den Unterschied zu den Entwicklungsländern der Dritten Welt zu betonen. Der Ausdruck „der Norden“ hat in einigen Kontexten den Begriff „der Westen“ ersetzt, vor allem wenn es um Kritik und eine stärkere Abgrenzung zwischen West und Ost geht. Der Norden liefert einige geographische Hinweise für die Lage reicher Staaten, von denen die meisten in der nördlichen Hemisphäre liegen. Da aber allgemein die meisten Länder in dieser Region liegen, wurde diese Unterscheidung von einigen als unbrauchbar betrachtet.

Die 34 Staaten in der OECD, zu denen die meisten Mitgliedsländer der EU, Großbritannien, Norwegen, Island, die Schweiz, Kanada, die Vereinigten Staaten, Mexiko, Australien, Neuseeland, die Türkei, Südkorea, Japan, Chile und Israel gehören, sind in etwa mit der „Ersten Welt“ identisch.

Die Existenz von „der Norden“ impliziert die Existenz von „der Süden“ und die sozio-ökonomische Grenze zwischen Norden und Süden. Obwohl Zypern und Taiwan keine OECD-Mitglieder sind, könnten sie auch als westliche oder nördliche Staaten betrachtet werden, da ihre Lebensstandards sowie die sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen denen der OECD ähnlich sind.

Westliche Kultur

In akademischen Artikeln wird der Begriff „westliche Welt“ nur im Kontext von Gebieten und Zeiten benutzt, die unter dem direkten Einfluss des Weströmischen Reiches standen. Der Begriff wird außerdem von den Kritikern des westlichen Einflusses und der Geschichte des Imperialismus und Kolonialismus pejorativ benutzt.

Der „Westen“ kann auch auf die kulturellen und sozialen Bedingungen der westlichen Gesellschaft bezogen werden. In diesem Zusammenhang könnte man weite Teile Südamerikas wegen der Hochkultur und Literatur als Teil des Westens auffassen. Ausgenommen davon sind die hochländischen Regionen der Andengemeinschaft, welche sich eine ausgeprägte indigene Kultur bewahrt haben.

Die ehemaligen Kronländer Österreich-Ungarns (Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien und Ungarn) werden ebenfalls zur westlichen Welt gezählt. Diese Staaten wurden sehr stark durch die mitteleuropäische Kultur geprägt. Dieses spiegelt sich heute noch im alltäglichen Leben der Gesellschaft und Geschichte dieser Länder wider. Obwohl Ungarn, Tschechien und die Slowakei von 1945 bis 1990 Teil des Ostblocks, sowie Slowenien und Kroatien Bestandteil des ehemaligen Jugoslawien, und damit Teil der blockfreien Bewegung waren.

Im Nahen und Mittleren Osten (beide relativ zum westlich gelegenen Europa) ist die Unterscheidung zwischen West- und Osteuropa weniger bedeutend; Länder, die Westeuropäer als Teil von Osteuropa ansehen (z. B. Russland), zählen im Mittleren Osten als westlich in dem Sinne, dass sie sowohl europäisch als auch christlich sind.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis